1. Hilfslieferung 8. April 2022
Mammutli, von der Feuerwehr liebevoll „Grosi“ genannt.
Magirus IVECO 80-16 4×4 – Jahrgang 1986 / Hubraum 6,1 Liter / 6 Zylinder – 160 PS / 680 NM / Luftgekühlt. 30 Jahre als Tanklöschfahrzeug im Dienste der Feuerwehr Hallwil-Boniswil.
Mammutli
Den Originalaufbau mit allem, was dazu gehört haben wir nach Slowenien verkauft und ist bereits wieder im Einsatz.
Der neue Wohnaufbau (Eigenbau) ist aus 9-schicht Multiplex phenolharzbeschichtet. 30 – 50mm XPS-Isolation. Gelagert auf einem Hilfsrahmen. Hinten Festlager, vorne Federlagerung.
Solarpanels, 240 Volt, 12 Volt, USB, Küche, Essplatz für 4 Personen, WC/Dusche, Gasrechaud, 12V-Kühlschrank, Hubbett 140 x 200, Diesel-Heizung. 300lt. Wasser. Autark ca. 2 Wochen bei 2 Personen.
Nach ca. 5 Jahren Bauzeit dürfen WIR dieses Ur-Gefährt nun endlich geniessen.
Und das sind WIR…
Ricco, die schwarz-weisse Schönheit unten rechts. Immer über alles informiert und hält uns auf Trab. Sabine, (natürlich auch schön), die es nicht immer ganz einfach hat mit meinen Ideen und manchmal zu spontanen Ausführungen.
und Didi…der, mit dem Mammutli tanzt… und zu spontanen Aktionen neigt.
Eigentlich wollten wir im Frühing 2022 die ersten Testfahrten unternehmen. In den Jura fahren, den Luchs aufspüren und beobachten. Dieses ganze Coronagedöns und seine Folgen für einen Moment vergessen und die Seele baumeln lassen.
Aber dann kam der Ukrainekonflikt. Der Krieg. Freunde von uns sind direkt betroffen und stehen ihren Mann in Kiev. Das war dann wohl nichts mit „Seele baumeln lassen“. Also änderten wir kurzum unseren Plan.
Wie schon so oft…Plan B.
Der Gedanke zu helfen und trotzdem nicht ganz auf unser Mammutli zu verzichten, brachte uns auf die Idee einer Spendenaktion. Ein Tönnchen Hilfsgüter können wir ja locker zuladen. Klar, auf der Hinfahrt wäre Übernachtung im Hotel angesagt, weil „Schlafzimmer“, „Wohnzimmer“ und „Küche“ vollgepackt wären. Aber, wäre ja zu verkraften. Also fingen wir an, bescheiden zu sammeln. Aus diesem Tönnchen wurden schnell 2 und dann immer mehr. Und das nicht zuletzt wegen einer überwältigenden Spendenbereitschaft in Blumenstein, angrenzender Region und Hilfe aus dem Aargau. Tonnenweise Food, Hygieneartikel, Decken, Schlafsäcke, Kuscheltiere, Bébéartikel, med. Artikel vom Pflästerli bis zum Rollstuhl und vieles mehr warten darauf endlich auf die grosse Fahrt gehen zu dürfen.
Nach mehreren Tagen sortieren und einpacken der gespendeten Güter geht`s nun endlich an`s Laden.
2 Fahrzeuge werden für Senica beladen. In der Stadt mit 20`000 Einwohnern wird unermüdlich daran gearbeitet, dass sie die Menschen aus der Ukraine würdig empfangen können. Die neu angekommenen werden mit dem Nötigsten eingedeckt. Und Blumenstein hat einen ganz grossen Beitrag dazu geleistet. Dann versucht man, sie im ganzen Land an Familien zu vermitteln, die sich für eine Aufnahme zur Verfügung gestellt haben.
Der Bedarf an Hilfsgütern ist somit weiterhin ungebrochen gross.
Das dritte Fahrzeug, Mammutli, beladen wir mit Artikeln, die eher für die Flucht und für den Einsatz im Kriegsgebiet benötigt werden. Medizinisches Material, Schlafsäcke, Hunde- und Katzenboxen mit Futter und natürlich ebenfalls mit Lebensmitteln, Hygiene, Bébéartikel, Wasser, Kindersitze, Maxi Cosis, usw.
Für uns alltägliches. Für die Flüchtenden, lebensnotwendig.
Danke viu mau… Bluemistei
…und Marlise, Esther und Jonathan für`s fahren. Dani und Silvia, Ursula und Helen für`s sortieren und anpacken.
Nach ca. 1`000km in Senica(SK) angekommen wird zuerst Jonathan`s Anhänger entladen. Die Stadt hat kurzerhand ein Ferienresort in ein Übergangslager umfunktioniert. Die ukrainischen Flüchtlinge kommen so erst mal zur Ruhe und haben eine provisorische Bleibe. Das Ziel der Organisatoren ist es, diese Menschen innert max. 4 Wochen bei Privatpersonen und Familien in der Slowakei unterzubringen. Täglich treffen neue Ukrainer ein. Und gemäss den Aussagen des Bürgermeisters steht die grosse Welle erst noch bevor. Aber die Hilfsbereitschaft und Flexibilität der Slowaken ist beispielhaft. In Senica werden bereits jetzt Turn- und Mehrzweckhallen vorbereitet.
Die Männer aus der Ukraine packen tatkräftig mit an, so dass wir auch Zeit für ein paar Fotos haben.
Schon einen Tag später wird das Fahrzeug, von Wenger`s gesponsert und von Marlise und Esther gefahren, ebenfalls in Senica entladen. Noch einmal einige 100 Kilos Nahrungsmittel, Hygieneartikel, med. Artikel und viele Decken und Kissen.
Jetzt noch ein Verwöhnprogramm, organisiert von Peter Horvath. Er ist Koordinator und Berater des Bürgermeisters der Stadt, wenn es um Fragen der Beziehung Schweiz-Slowakei geht. Peter zeigt uns die Sehenswürdigkeiten in der Region Senica und am Abend treffen wir uns zu einem gemütlichen Nachtessen, wo wir Spezialitäten der Slowakei kosten dürfen – herrlich! Die Stadt Senica hat sogar für unsere Unterbringung im „Grand Hotel Sencia“ gesorgt. Ein kleines, feines, blitzblankes Hotel mit 10 Zimmern.
Mammutli fährt nach diesem Zwischenhalt in Senica weiter nach Presov. Eine Stadt ganz im Osten der Slowakei, nahe am Kriegsgeschehen. Die Helfer der Organisation „Podaj d`alej“, leisten unter grossem Zeitdruck spontane und speditive Hilfe. Seit Ausbruch des Krieges werden die Ostertage ihre erste Verschnaufpause sein. Der selbstlose und unermüdliche Einsatz dieser Menschen beeindruckte und zutiefst.
Es war uns eine grosse Freude, die Spenden mit einem guten Gewissen dieser Organisation übergeben zu dürfen.
Wir sind überzeugt, dass „Podaj dalej“ unsere Spenden mit dem nötigen Respekt und Umsicht in der Ukraine den Hilsbedürftigsten im Kriegsgebiet verteilt.
Für dieses Mal ist unser Einsatz beendet. Aber es war uns schon auf der Rückreise in die Schweiz klar geworden, Wir machen weiter! Die Erlebnisse und die Emotionen dieser Aktion, aber vorallem die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundschaft dieser Menschen dort hat uns zutiefst berührt.
Wir dürfen mit Stolz sagen, dass wir unsere erste Hilfsaktion mit Bravour bestanden haben. Die tollen Spenden, die Fahrt in den Osten, unsere Freunde der Hilforganisation…alles hat perfekt geklappt (naja, bis auf das Nervenspiel am Zoll). Aber man muss sich ja noch verbessern können ;-).
Darum…warum aufhören, wenn sich das Netz von Tag zu Tag vergrössert und verbessert?
Wir haben persönliche Unterstützung von Frau Linda Kapustova, stellvertretende Botschafterin der Botschaft in Bern, von Magistrat Filip Lackovic, stellvertretender Bürgermeister von Senica, Frau Helena Vircikova, Honorarkonsulin in Presov, und natürlich von Vicky und Vladimir Benc von der Organisation „Podaj d`alej“ in Presov, die nichts anbrennen lassen. Sie fahren persönlich mit Waren in die Ukraine oder begleiten den Konvoi.
Immer mehr Sachspenden werden uns von überall her angeboten. Es wäre einfach falsch, jetzt aufzuhören.
Unsere Fahrer und Mitfahrer geben ihre Ferientage her für die Reise hin und zurück. Die Verpflegung und Unterkunft berappen die Freiwilligen auch selber. Die Fahrzeuge und deren Amortisation sind bis jetzt ebenfalls offeriert und als Spende zu verdanken. Aber die Treibstoffkosten dürfen und möchten wir nicht auch noch den Fahrern zumuten. Sonst finden wir in Kürze niemanden mehr.